Electronics Goes Green 2016+ | September 7-9, 2016

Alle vier Jahre wieder: Electronics Goes Green

Vom 07. bis 09. September fand in Berlin die weltweit größte Konferenz zur Nachhaltigkeit in der Elektronik statt. Ein Rückblick.

EU-Forschungsgelder in die Circular Economy zu investieren, ist Verschwendung; das Recyceln von kritischen Metallen sinnlos und die WEEE-Direktive ein Fall für den Europäischen Gerichtshof. Pikant sind die Thesen, die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen scharfzüngig und mit Augenzwinkern im sogenannten Provoquium präsentierten. Das Format, bei dem Übertreibung und Provokation im Mittelpunkt stehen, war erneut Teil der Electronics Goes Green, der weltweit größten Fachtagung zur Nachhaltigkeit in der Elektronik. Mehr als 160 Vorträge und Workshops brachten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Umweltexperten und Technologen in Berlin zusammen, um unter anderem über Grüne Elektronik, ihr Recycling und die zu schließende Kreislaufwirtschaft zu diskutieren. Die Kreislaufwirtschaft – auch Circular Economy genannt­ – war mit rund der Hälfte der Beiträge ein zentrales Thema der Konferenz. Neben der Fortführung und Verbesserung von Elektronikrecycling und dem weltweiten Management der Abfallströme ging es hier in mehreren Sessions um neue Geschäftsmodelle und bessere Reparaturmöglichkeiten für Elektronik. Selbst für die hochintegrierten Smartphones und Tablets sind modulare Produktionskonzepte auf dem Vormarsch, wie Karsten Schischke vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in der Session Green ICT aufzeigte. Die innovativsten Umsetzungen werden dabei von kleineren Firmen kommen, nachdem Google sich von seinem modularen Smartphone Ara just vor der Konferenz wieder verabschiedete.

Die Circular Economy war auch im Workshop Closing the Information Gaps allgegenwärtig. So machte Arjen Wittekoek – Geschäftsführer des niederländischen Recyclingunternehmens Coolrec – deutlich, dass mehr Produktinformationen der Hersteller unabdingbar für die Recyclingbranche sind, die herrschende Informationsarmut die Arbeit erheblich erschwert und gar die Sicherheit gefährdet. Die Produzenten nahm auch Kyle Wiens, Geschäftsführer von iFixit aus den USA, in die Pflicht. Denn statt zu schrauben, kleben sie viele Bauteile in den Elektronikgeräten zusammen. Das macht es schwierig, sie auseinanderzunehmen und zu reparieren. Ein Beispiel: „Der Akku im iPad ist eingeklebt und muss erhitzt werden, um ihn zu entnehmen. Das ist extrem aufwendig“, erklärt der Profibastler und Vorreiter der Selbstreparierer. Der Preis entscheidet übrigens nicht darüber, ob ein Elektrogerät einfach oder schwierig in seine Bestandteile zu zerlegen ist. In zehn Minuten nahm Wiens an seinem Teardown-Stand einen Flachbildfernseher der weniger bekannten Marke Manta auseinander.

Die Electronics Goes Green gilt als Trendbarometer und stellt die Weichen für neue Projekte und Kooperationen. Ein Grund für viele, hierher zu kommen. „Für uns ist das der Treffpunkt, um Partner für unsere Forschung zu finden. Es ist das Top-Event in diesem Bereich“, sagt Heinz-Werner Böni vom schweizerischen Forschungsinstitut EMPA. Doch hat er im Laufe der Zeit eine Veränderung festgestellt. Die großen Hersteller seien weniger präsent und auch die öffentliche Verwaltung sei fast abwesend. „Vielleicht kann man hier Wege finden, sie an die Veranstaltung heranzuführen“, schlägt er vor. Das könnte ein Ziel für die nächste Electronics Goes Green sein, die wieder in vier Jahren vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Kooperation mit der TU Berlin organisiert wird.

Text: Eva Baumgärtner

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