Keine Ausreden mehr: EU-Kommissar Frans Timmermans unterstreicht, dass ein effektives Recycling von Hightech-Kunststoffen möglich ist

Nahezu 200 internationale Teilnehmende schalteten sich am 15.04.2021 zum virtuellen Workshop „Circular product development – the secrets to design for and from recycling“, welcher im Rahmen des EU-Projekts PolyCE stattfand. Die Expert*innen aus dem PolyCE-Konsortium präsentierten ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zur ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft für Hightech-Kunststoffe sowie ganz nach dem Motto „Design for Recycling“ entwickelte Best-Practice-Strategien. Ein zusätzliches Highlight war der Auftritt des für den Green Deal zuständigen Kommissars für Klimaschutz und Vizepräsidenten der EU-Kommission Frans Timmermans. Ihm wurden Handlungsempfehlungen für ein effektives Kunststoff-Recycling übergeben.

image - Gergana Dimitrova - Circular product development – the secrets to design for and from recycling
Gergana Dimitrova im Gespräch mit EU-Kommissar Frans Timmermans
image - EU-Kommissar Frans Timmermans
EU-Kommissar Frans Timmermans

2017 startete PolyCE (Post-Consumer High-tech Recycled Polymers for a Circular Economy) mit dem gemeinsamen Ziel der 20 Projektpartner*innen, einen Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu aktivieren. Mit einem Blick für die gesamte Wertschöpfungskette gilt es, bereits genutzte Hightech-Kunststoffe, wie sie in Handys, Fernsehgeräten, Staubsaugern und Co. zu finden sind, als Rohstoffquelle zu nutzen und somit gänzlich wiederzuverwenden. Nicht nur aus Forschungszwecken sind diese Ziele höchst aktuell, denn auch die Europäische Kommission sieht die Notwendigkeit einer Bewegung hin zur Kreislaufwirtschaft und verabschiedete eine europaweite Strategie, mithilfe derer bis 2025 zehn Millionen Tonnen recycelte Kunststoffe in Form von neuen Produkten zurück auf den Markt finden sollen.

Im aktuellen Workshop lag der Fokus vor allem auf dem Design von WEEE-Kunststoffen, die durch mechanisches Recycling gewonnen wurden. In Keynote-Vorträgen erläuterten die Expert*innen die Herausforderungen der letzten vier Jahre, zeigten aber auch, dass das Recycling von Kunststoffen keine simple, aber lösbare Aufgabe ist – ein klares Signal an Hersteller, zukünftig intensiver recycelte Kunststoffe einzusetzen.

Eine besondere Ehre war es, dass Frans Timmermans, einer der drei geschäftsführenden Vizepräsidenten der EU-Kommission als Verantwortlicher für den Green Deal, am interaktiven Workshop teilnahm. Virtuell überreichte ihm die Koordinatorin des Projekts und Umwelt-Expertin am Fraunhofer IZM, Gergana Dimitrova, die im Projekt entstandene Publikation „Design for Recycling“, welche unter anderem praxisnahe Richtlinien für Designer*innen beinhaltet.

Frans Timmermans: „Wir müssen uns auf eine Kreislaufwirtschaft zubewegen. Der Wunsch, der erste klimaneutrale Kontinent zu sein, ist kein Ziel um seiner selbst willen. Er ist Teil unserer Einsicht, dass wir innerhalb der Grenzen unseres Planeten leben müssen.

Wir müssen auch sicherstellen, dass unsere Produkte die höchsten Nachhaltigkeitsstandards einhalten. Wir brauchen langlebige, wiederverwendbare und reparierbare Produkte. Solche, die aus recycelten Materialien hergestellt und wiederum für hochwertiges Recycling ausgelegt sind. Dies ist eine wesentliche Diskussion, zu der Ihr Projekt einen hochaktuellen Beitrag leistet. Das Buch, das Sie heute vorstellen, zeigt glasklar, wie wir diese Ziele erreichen können.

Es ist klar: Nur mit einer Kreislaufwirtschaft können wir Klimaneutralität erreichen.

Bis in den Nachmittag konnten in einer abwechslungsreichen Melange aus Vorträgen, Fallbeispielen und offenen Fragerunden unterschiedliche Ansätze präsentiert werden, die aufzeigten, wie eine Hinwendung zur Wiederverwendung recycelter Kunststoffe schrittweise umgesetzt werden kann und welche Designempfehlungen zu berücksichtigen sind. Die Richtlinien schließen dabei fünf Kategorien ein:

  1. die Vermeidung von Gefahrstoffen
  2. einen einfachen Zugang zu umweltbelastenden Produktkomponenten
  3. die Verwendung recycelter Materialien
  4. die Verwendung recycelbarer Materialien
  5. die Verwendung von Materialkombinationen und Verbindungen, die einen einfachen Zugriff auf diese Materialien ermöglichen.

Diese Richtlinien gelten als erster abgestimmter Wegweiser für die Elektronik-Industrie. Sie werden Entscheidungsträger*innen aus dem Produktdesign, der Fertigung, aber auch auf politischen Ebenen helfen, an der Entwicklung nachhaltiger Produkte mitwirken zu können.

Das PolyCE-Konsortium besteht aus: KU Leuven, Ona Product SI, Philips, ECODOM, dem European Environmental Bureau (EEB), Ghent University, Imagination Factory, KunststoffWeb, MGG Polymers, PEZY Group, Prolabin & Tefarm, SITRAPLAS GmbH, TECNALIA Research & Innovation, TU Berlin, UL Environment, University of Northampton: Institute of Logistics, Infrastructure, Supply and Transportation, Whirlpool, UNU-VIE SCYCLE und dem Fraunhofer IZM.

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