Art-Tech-Kollaborationen

Design und Kunst sind untrennbar mit der textilen Welt verwoben. Auch für E-Textiles an der Schnittstelle von Textil und Elektronik spielen gestalterische Aspekte eine große Rolle. Deshalb kooperieren wir seit über 20 Jahren regelmäßig in co-kreativen Prozessen mit Designer*innen und Künstler*innen. Solch eine Zusammenarbeit birgt durch neue Impulse und veränderte Blickwinkel enormes Innovationspotential. Mit einem künstlerischen Ansatz erforschen wir innovative Technologien mit dem Ziel, neuartige Produkte, Prozesse und Dienstleistungen zu entwickeln. Dabei arbeiten wir individuell mit Designer*innen, Studierenden sowie (Berliner) Hochschulen zusammen. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit fanden in der internationalen Presse Beachtung (z.B. Vogue, The Guardian, New York Times), wurden in Museen ausgestellt (z.B. MAK Wien, Boras Smart Textiles Showroom, Red Dot Museum Essen) und u.a. mit dem Red Dot Design Award und dem Avantex Innovation Award ausgezeichnet. Im Rahmen einer Art-Tech-Kollaboration ist aus dem gleichnamigen Projekt mit der weißensee kunsthochschule berlin (KHB) und weiteren Partnern das Textile Prototyping Lab (TPL) am IZM hervorgegangen.

Neue Förderprogramme der Fraunhofer Gesellschaft über das Netzwerk »Wissenschaft, Kunst und Design« sowie der Europäischen Union (New European Bauhaus und S-T-ARTS) vereinfachen und erweitern die Möglichkeit der Zusammenarbeit in Art-Tech Kollaborationen.

E:Space
Kollaborative Entwicklung Textilbasierter Elektronikanwendungen unter Einbezug von Co-Design und Co-Kreationsprozessen im Textile Prototyping Lab (TPL) am Fraunhofer IZM

Im Projekt E:Space wurde mit der KHB eine interaktive Schreibtischauflage entwickelt. In Zeiten einer Arbeitswelt im Wandel („New Work“) soll diese eine vielschichtige und persönliche Kommunikation mit Kolleg*innen auch bei räumlicher Trennung ermöglichen. In einer Reihe von thematischen und offenen Workshops, z.T. mit externen Expert*innen aus den Bereichen Arbeitswissenschaften, Kunst und Design, wurde dabei mittels innovativer, designorientierter Methoden wie Co-Design, Co-Creation und Design Thinking erst im Projektverlauf eine Idee entwickelt und umgesetzt. Der Weg zum Ergebnis ist dabei genauso Ziel wie der umgesetzte Demonstrator. Das TPL am IZM ist der zentrale Ort des Projekts E:Space: es beherbergt Workshop- und Prototyping-Sessions, ist Arbeits- und Präsentationsraum. 

Mit der Schreibtischauflage können über eine textile Druckmatrix durch Gesten bestimmte Funktionen wie z.B. der Applaus im Videocall gesteuert werden; ein „Stressball“ mit Schalterfunktion beim Zusammendrücken ermöglicht eine intuitivere und emotionalere Form des Inputs. Über LEDs und einen Vibrationsmotor kann optisches und haptisches Feedback gegeben werden. Bei der Umsetzung des Demonstrators wurde auf das E-Textile Prototyping Toolkit aufgebaut. Auch die Tex-Bond Technologie, eine Kontaktierungsmethode für textilintegrierte Leiter, die am IZM entwickelt wurde, wurde angewandt. Eine gestrickte Außenhülle – von den Projektpartnern der KHB entwickelt – bildet die einzelnen Funktionen auch nach außen hin optisch ab. Die begleitende Videodokumentation des Projekts zeigt die innovative Arbeitsweise, lässt die Projektbeteiligten zu Wort kommen und stellt den Demonstrator vor. 

Das Projekt E:Space wurde vom Fraunhofer Netzwerk Wissenschaft Kunst Design gefördert.

Re-FREAM

Re-FREAM - European Union's Horizon Logo

Re-FREAM war Teil des Programms S-T-ARTS (Science + Technology + Arts), einer Initiative der Europäischen Kommission im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020. Forschende und Künstler*innen arbeiteten hier Seite an Seite, entwickelten innovative und nachhaltige Ideen, Materialien, Prozesse sowie Umsetzungsvarianten für den Modebereich und setzten Impulse für Nutzer*innen-orientierte Synergien aus Textil und Technik. In drei Forschungshubs (Biotechnologie, E-Textilien und 3D-Druck) wurde der Fokus auf nachhaltige, integrative und regional produzierte Textilien gelegt.

Durch den Einbezug der Wissenschaftler*innen vom Fraunhofer IZM stand den Kunstschaffenden gänzlich neue technologische Möglichkeiten offen: Mikroelektronik wird nicht nur zum modischen Accessoire, sondern verleiht Kleidungstücken auch neue Funktionen. Mit Hilfe von Integrationstechnologien kann Kleidung vernetzt und textilintegrierte Sensorik verwendet werden, was Perspektiven von tragbaren Anwendungen im Bereich E-Health eröffnet.

Genauso vielseitig die Kooperationspartner*innen in Re-FREAM, waren auch die Ergebnisse der Teilprojekte. Die italienische Designerin Giulia Tomasello wollte in ihrem Vorhaben „Alma“ Tabus rund um die weibliche Gesundheit aufdecken und ein Monitoring der vaginalen Flora realisieren. Das Team aus Designer*innen, einer Anthropologin und Fraunhofer-Forschenden entwickelten Unterwäsche mit integriertem pH-Sensor: Somit sollen eine nicht-invasive Diagnose von bakterieller Vaginose sowie fungaler Erkrankungen ermöglicht und schwerwiegende Entzündungen verhindert werden. Auch im Vorhaben „Connextyle“ rund um Designerin und Produktentwicklerin Jessica Smarsch lag dem Team daran, nutzerorientierte Kleidungsstücke zu entwickeln: Die mit textilen Leiterplatten und laminierten EMG-Sensoren versehenen Oberteile messen Muskelaktivitäten und optimieren damit Rehabilitationsprozesse von Schlaganfall-Patient*innen. Eine App liefert visuelles Feedback aus den gesammelten Daten, generiert Berichte über den Heilungsprozess und erleichtert es Therapeut*innen, die Maßnahmen ideal anzupassen. Weitere Informationen zum Projekt und den Ergebnissen der insgesamt 20 Art-Tech Kollaborationen befinden sich im PDF Dokument. 

Arbeitsgruppe

System on Flex

Die Forschungsgruppe "System on Flex" am Fraunhofer IZM konzentriert sich auf die Weiterentwicklung der Bereiche flexible Hybrid-Elektronik (FHE), dehnbare Elektronik und elektronische Textilien. Das Ziel besteht darin, innovative Lösungen für verschiedene Anwendungen zu entwickeln.