Mit Hausmitteln gegen Demenz
Ein Fraunhofer-Projekt macht Senioren-Wohnungen fit für ein selbstbestimmtes Leben im Alter
Mensch-Technik-Interaktion scheitert bei älteren Menschen meist an komplexen Strukturen, die ihnen das Leben eher erschweren als erleichtern. Dennoch verfügen alte, häufig alleinstehende Menschen mit Fernseher, Telefon oder Radio über eine mediale Grundausstattung, die entsprechend verknüpft für ein selbstbestimmtes Leben überaus hilfreich sein kann.
Im Applikationszentrum "Smart System Integration" am Fraunhofer IZM wurden zusammen mit Partnern Technologien entwickelt, die nachrüstbar, zum vertrauten Umfeld passend und bezahlbar sind. Zudem können sie an den individuellen Bedarf angepasst und mit einer durchgehenden Beratung bis zum Service angeboten werden.
Innerhalb des soeben beendeten Projekts SELBST (Selbstbestimmt Leben im Alter mit Mikrosystemtechnik) hat das Applikationszentrum "Smart System Integration" (APZ) des Fraunhofer IZM gemeinsam mit Experten der Berliner ESYS GmbH ein Kommunikations- und Sensorsystem für den Wohnbereich entwickelt. Im Zentrum stehen allein lebende ältere Menschen und deren entfernt wohnende Angehörige.
Das entwickelte System ist nicht auf das Erkennen von Notsituationen ausgerichtet, sondern zielt darauf ab, den Älteren im Hintergrund zu unterstützen, bei Bedarf den Angehörigen zu informieren und dabei die gefühlte Sicherheit zu erhöhen. Anhand von wenigen Parametern ermittelt das System, ob der Tagesablauf der älteren Menschen (wie etwa Kochen oder Fenster öffnen) wie üblich erfolgt oder von den gewohnten Routinen abweicht. Bei positiver Meldung (Alltagsroutine wie üblich) kann auf ein Wohlergehen der Älteren geschlossen werden. Bei Ausbleiben dieser Meldungen wird über eine sehr einfache Benutzungsoberfläche über ein Pad die Kommunikation zwischen Senior und Angehörigemhergestellt.
Das modular aufgebaute Sensorsystem basiert auf drahtlosen Sensoren, die sich leicht im Wohnbereich nachrüsten lassen und mittels EnergiesparendemEnOcean-Funkprotokoll (868 MHz) miteinander kommunizieren. Die Sensordaten werden anschließend über eine EnOcean/WLAN-Funkbridge zu einem in der Wohnung befindlichen Pad gesendet, dort ausgewertet und über das Internet zum Angehörigen oder einem Dienstleister übertragen.
Durch die realisierten Anwendungen können z.B. die Sicherheit erhöht (automatische Herdabschaltung), der Aktivitätsstatus des Älteren weitergeleitet (Aktivität vorhanden - alles in Ordnung), der jeweilige Gerätestatus angezeigt oder übermittelt (Gerät ist noch eingeschaltet, Fenster ist noch geöffnet) oder auf die vergessene Tabletteneinnahme hingewiesen werden. Damit können Hausgeräte mit Sensoren nachgerüstet und auch ohne Geräteeingriff überwacht und zur Generierung einfacher Informationen über das Befinden des Älteren genutzt werden.
Solche assistierenden Module, die nicht nur das Leben enorm erleichtern, wurden am APZ mittels Mikrosystemtechnik auf ein handliches Format geschrumpft und hinsichtlich ihrer Energieeffizienz und Zuverlässigkeit optimiert.
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative "Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben - AAL" finanziell unterstützt.
Zum erfolgreichen Projektabschluss trafen sich am 17. Oktober am Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM über 50 Experten aus derElektronikbranche, der Gebäude- und Medizintechnik, dem Pflegebereich, der IuK, der Sozialwissenschaft und dem Handwerk aus ganz Deutschland, um neben Fragen der Akzeptanz, des Datenschutzes und der Marktumsetzung die neu entwickelten Sensoren und kommunikativen Lösungen mittels Eingabe-Pad zu diskutieren und gemeinsam zu erleben.
Derzeit laufen Gespräche zur weiteren Vermarktung der entwickelten Lösungen.
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